Taizé- und Zürich-Fahrt 2014

Von Sarah Proske

In der vorletzten Ferienwoche (15.-24.8.14) fuhren wir (Jugendliche der evangelischen Gemeinde und auch andere Interessierte, inklusive drei Familien) nach Taizé.

Taizé ist ein kleines Dorf in Frankreich, in dem es eine Bruderschaft gibt. An dieses grenzt ein riesiger Zeltplatz, denn Taizé ist ein Treff für viele junge (und erwachsene) Christen aus aller Welt. Bekannt ist es vor allem aufgrund der dort entstandenen Taizégesänge, die man in der riesigen Kirche auf dem Boden sitzend singt. Das Besondere an Taizé ist aber auch, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sich selbst um die Instandhaltung des Zeltplatzes kümmern müssen, wie z. B. Klos putzen, Müll wegbringen, aber auch Essen ausgeben.

Bevor wir jedoch Taizé besuchten, fuhren wir erst noch für eins, zwei Tage nach Zürich. In Ilsfeld erhielt unsere Gruppe dann noch tschechischen Zuwachs. Pfr. Radim Zarsky, Jarmila Borecka und 8 Jugendliche aus Jaromer, Semonice und Hradec Kralove stießen zu uns. Abends erreichten wir das sehr verregnete Zürich und fanden unsere Unterkunft, die sich direkt neben dem Großmünster befand und sich als früherer Wohnort Zwinglis herausstellte. Am nächsten Tag ließen wir uns zuerst durch das Großmünster führen und bestiegen den Turm, von dem aus wir die gerade stattfindende Leichtathletik-EM beobachten konnten. Anschließend machten wir eine individuelle Stadtführung durch die Züricher Innenstadt mit selbstgemachten Vorträgen. Zum Schluss besuchten wir noch die Lutherkirche, um die Planung für den morgigen Gottesdienst durchzuführen. Der nette Pfarrer führte uns dann auch gleich noch zu dem Strömungsbad an der Limmat "Untere Letten". Wir blieben jedoch nicht lang, da es sehr, sehr kalt war. Der Sonntag gestaltete sich etwas kompliziert, da wir 8 Uhr aus der Unterkunft raus mussten, um unser Gepäck noch vor dem Marathon zum Bus zu bringen. Nach dem Gottesdienst machten wir uns dann endlich auf nach Taizé.

Als wir abends 18 Uhr ankamen, waren alle erleichtert, vor allem, weil nun auch Aussicht auf Duschen bestand, die es in Zürich nicht gab...

Nach Abladen des Gepäcks und einer Einführung bei "Casa" ging's schnell zum Abendbrot, zusammen mit mehr als 3000 anderen. Dementsprechend lange stand man an. Natürlich gehören in Taizé auch 3 Gebete täglich dazu: vor dem Mittag, zu Beginn und Ende des Tages. In diesen wurden hauptsächlich Taizélieder gesungen, es gab z. T. Lesung und Abendmahl und 7 Minuten Stille, in denen man Zeit zum Nachdenken und Beten hatte.

Am nächsten Morgen trafen wir uns 10 Uhr zur Bibeleinführung. Dabei waren wir nach Alter getrennt: 15-16-Jährige trafen sich in Zelt T mit Bruder Jasper und Phillip, junge Erwachsene ab 17 bildeten andere Gruppen und die letzte war schließlich die der Erwachsenen. Die Familien, die in Olinda untergebracht waren, hatten ein ähnliches Programm. Zuerst stellten die Brüder (öfters auch sehr humorvoll) einen Bibeltext vor. Anschließend trafen wir uns in unserer "small group" (ca. 10 Leute + Kontaktperson), die am ersten Tag zusammengestellt wurden. Dabei konnte man sich für eine Gruppe in der Muttersprache oder Englisch mit Leuten aus anderen Ländern entscheiden. In den small groups wurde dann über den Text diskutiert und z. T. philosophiert, aber auch Spiele kamen nie zu kurz. Anschließend ging es zum Mittagsgebet und dann zum Essen. In der Mittagspause hatte man die Möglichkeit zu einer öffentlichen Chorprobe zu gehen, um die Taizélieder zu üben. Am Nachmittag ging es weiter, das hieß für die 15-16-Jährigen: Treffen in den small groups und entweder am "Punkt 5" zum Kloputzen treffen (der Punkt-5-song durfte natürlich nicht fehlen) oder noch einmal in den Gruppen für Spiele etc. oder einfach ein freier Nachmittag. Ab 17 Jahre konnte man sich entscheiden, ob man die ganze Woche arbeiten möchte, sich noch mal in den small groups trifft und dort die Kontakte festigt oder ob man im Chor singen möchte (was leider erst ab 17 möglich war.). 17 Uhr traf man sich dann, oft mit Musik, zum Tee. Doch am Abend war die Stimmung im Oyak, dem Kiosk, immer noch am besten. Wollte man sich etwas zu essen kaufen, musste man schnell sein, da der Kiosk nach dem Abendgebet nur eine dreiviertel Stunde auf hatte. Hinter dem Oyak war dann großer Musikertreff für alle, die ein Instrument mitgebracht hatten. So gab es Gitarren, Geige, Bratsche, Fagott, E-Gitarre usw., und es entstanden während der Woche eingespielte Gruppen, die sich in Taizé auch zum ersten Mal getroffen hatten, aber richtig gut spielten. Wollte man noch mehr Action, so gab es immer noch die Spanier, Italiener und Portugiesen mit ihren Massen-Tanzspielen. 23.30 Uhr schloss aber auch der Oyak. Wer dann noch nicht genug hatte, konnte noch einmal in die Kirche, Taizélieder singen oder einfach nur zuhören und entspannen... und aufpassen, dass man dabei nicht einschläft.

Zum Ende der Woche hin vergingen die Tage immer schneller, unser Tagesablauf blieb auch relativ gleich. Doch am Mittwoch trafen sich einige aus unserer Gruppe im Garten hinter "La Morada" mit Bruder Andreas, mit dem wir uns über unsere Eindrücke von Taizé unterhielten und die Möglichkeit hatten, Fragen zu stellen.

Ab Mittwoch probten auch die meisten small groups Sketche, Musicals, Theaterstücke, Spiele oder Ähnliches, denn Donnerstagnachmittag war Theater angesagt. Leider sah man als Gruppe immer nur 2 oder 3 andere Gruppen, welche jedoch alle sehr interessante und lustige Darbietungen zu den verschiedenen Themen der Tage brachten. Ein weiteres Highlight erwartete uns Donnerstag im Abendgebet. Der Nachfolger des Gründers von Taizé hielt eine Predigt, während sonst in den Gebeten außer bei der Lesung nicht viel gesprochen wurde. Dafür war die Kirche in Übersetzungssektoren für die verschiedenen Sprachen geteilt, die Akustik war jedoch so schlecht, dass ich die deutsche Version kaum verstand.

An unserem vorletzten Tag in Taizé änderte sich nicht viel, außer dass wir in unseren small groups versuchen sollten eine Stunde lang still zu sein. Meine Gruppe ging dazu runter an "die Quelle", d.h. in einen schönen natürlichen Park mit Seen, einer Brücke und einem kleinen Wasserfall. Das Besondere daran ist, dass man dort nicht reden darf und wir alle haben die Stunde genossen. Samstag war dann unser letztes Gruppentreffen in den small groups. Wir sprachen über die Woche, unsere Erlebnisse und tauschten natürlich alle Adressen aus. Die Chorprobe nach dem Mittag war am Samstag auch etwas ganz Besonderes, da diesmal ganz verschiedene Instrumente dabei waren (z.B. Bratsche, Klarinette, Fagott, Trompete, Saxophon...), denn jeden Samstag zum Abendgebet findet die "Nacht der Lichter" statt. Dabei bekommt jeder eine Kerze und im Laufe des Gebets wird das Licht von vorne immer weiter gereicht. Dazu gestalteten die Instrumentalisten wunderschön die Lieder des Gebets mit. Und Samstag war dann als krönender Abschluss endlich wieder richtig was los im Oyak. Selbst nachdem eigentlich schon geschlossen war, wurde immer noch weitergespielt; das Einzige, was uns letztendlich vertrieben hat, war, dass das Licht in den Zelten ausgemacht wurde.

Sonntag mussten wir die Zelte einpacken und in den Bus laden, bevor es um 10 Uhr einen Sonntagsgottesdienst gab, wiederum toll gestaltet von den Instrumentalisten. Danach gab es überall in und vor der Kirche tränen- und umarmungsreiche Verabschiedungen, bevor es zu den Bussen ging.

Doch damit sind noch lange nicht alle Besonderheiten von Taizé erzählt.

So stattete jeder dem Taizeladen mindestens ein Mal einen Besuch ab, um sich eine Kette mit dem Taizékreuz zu kaufen, ein Gesangbuch oder vieles mehr. Am Ende der Woche sah man kaum noch Leute ohne Kette. Auch die Toilette, in der tausende von Nachrichten stehen oder dass man mindestens ein Mal am Tag jemanden sieht, der ein Schild hochhält "You are beautiful" ist schon etwas Besonderes.

In Suhl kamen wir mitten in der Nacht an, ziemlich müde, aber mit vielen neuen Erlebnissen und Erfahrungen.













Taizé besuchen wir jährlich. Hier findet ihr die Berichte von 2007, 2008, 2011 und 2013.